In diesem Teil der How to … Serie „Wissenschaftliches Arbeiten für Bachelor- und Masterarbeiten“ erklären wir euch, wie ihr am besten eine Forschungsfrage für eure wissenschaftliche Arbeit formuliert (weiter unterhalb auch ein PRO-Tipp, wie ihr euch Inspirationen & konkrete Fragen holen könnt).
Bevor wir starten: Wozu brauchen wir eigentlich eine Forschungsfrage?
Kurz gesagt, eine wissenschaftliche Arbeit braucht immer eine Forschungsfrage! Man könnte auch sagen, sie ist das Herzstück der Arbeit, womit man ihr hohe Priorität zusprechen muss. Mit der Relevanz, Wichtigkeit und Originaliät der Frage steht und fällt die Qualität deiner Arbeit.
Die Forschungsfrage beschreibt das Forschungsvorhaben der Arbeit, inhaltlich und kontextuell. Das heißt, alle weiteren Schritte in eurer Arbeit richten sich nach der Frage. Im Endeffekt ist es euer Ziel, am Ende des wissenschaftlichen Prozesses genau diese Frage beantwortet zu haben (wir sind zu Beginn agnostisch gegenüber dem Ergebnis – d.h. wir wissen nicht, ob wir die Frage positiv oder negativ beantworten können!).
Zuallererst müsst ihr euch eine Basis schaffen. Das bedeutet, ihr braucht ein Thema aus eurem Interessensgebiet; wie zum Beispiel im Bereich Branding / Brand Management das Themengebiet Brand Hate. Im Anschluss führt ihr eine gründliche Literaturrecherche durch. In dieser Phase ist es eure höchste Priorität, die weißen Flecken in der Literatur zu finden – d.h. welche (meist aus der Praxis stammenden) Aspekte des wissenschaftlichen Diskurses zu einem Thema, zum Beispiel Brand Hate, wurden in der Literatur noch nicht behandelt? Nur wenn ihr die Literatur zu einem Großteil kennt, analysiert habt und dies auch transparent darstellen könnt, könnt ihr eine Forschungsfrage wirklich definieren.
Habt ihr eine Basis geschaffen und wurden Wissensdefizite in diesem Bereich identifiziert, dann beginnt ihr mit der Eingrenzung des Themas. Dabei ist zu überlegen, ob das Thema z.B. auf eine bestimmte Branche oder einen bestimmten Bereich eingegrenzt werden kann. Diese Eingrenzung ist vor allem wichtig, da ein zu breit aufgestelltes Thema keinen klaren Forschungsoutput liefert und ihr euch verzetteln – und damit auch keine relevanten Ergebnisse für die Praxis liefern würdet.
In manchen Arbeiten wird zu diesem Zeitpunkt auch schon die theoretische Sichtweise (theoretical lens) festgelegt – d.h. üblicherweise definiert man hierbei auch die Sichtweise, die man verwendet, um das Thema zu bearbeiten. Zum Beispiel kann Brand Hate aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden: aus konsumentenpsychologischer, Branding- oder auch aus Strategischer Sicht. Wichtig ist, dass man sich auf eine Sichtweise festlegt (und dieses Festlegen gut argumentieren kann oder auch argumentiert, warum man das nicht kann).
Tipp: Eine neue Forschungsfrage kann auch dadurch entstehen, dass man eine neue Sichtweise auf ein bereits vorher z,T. behandeltes Thema anwendet. So könnte zum Beispiel die Anwendung der Strategischen Sichtweise eine neue Art sein, wie man sich dem Thema Brand Hate nähert.
Beim Formulieren der Forschungsfrage müsst ihr darauf achten, dass diese kurz und prägnant ist und das Wesentliche eurer Arbeit widerspiegelt. Ein guter Tipp ist: Denkt beim Ausformulieren einfach daran, was ihr mit dieser Arbeit beantworten möchtet. Zudem sollte die Frage eine W-Frage und nicht mit Ja oder Nein zu beantworten sein. Ebenfalls ist auf Vorvermutungen und Wertungen sowie Abkürzungen zu verzichten!
Eine Forschungsfrage kann grundsätzlich in unterschiedliche Kategorien untergliedert werden:
Ihr fragt euch vielleicht, ob die beispielhaften Forschungsfragen oberhalb detailliert und explizit genug sind. Dies ist relativ schwierig zu beantworten, da dies vollkommen vom Kontext und dem Status-Quo im wissenschaftlichen Diskurs (Literatur) abhängig ist.
Ist zum Beispiel ein Thema noch relativ neu und „unerforscht“, so können sich zu Beginn breite Forschungsfragen ergeben: Wie ist der steigende Mangel an qualifizierten Arbeitskräften im stationären Handel zu bewerten? oder Welche Chancen und Risiken ergeben sich beim Einsatz von AR-Technologien in Verkaufspräsentationen im Business to Business Bereich?
Ist das Thema jedoch schon gut erforscht und gibt es schon einen ausgeprägten, detaillierten, wissenschaftlichen Diskurs zum Thema, müsste man die Forschungsfrage detaillierter und präziser formulieren, um dem aktuellen Stand des wissenschaftlichen Diskurses gerecht zu werden: Warum führt eine dynamische Preisstrategie in der Fitnessindustrie zu einer Umsatzsteigerung? oder Welche Maßnahmen sollten Einkaufscenter zur Besucherfrequenzsteigerung ergreifen?
Abschließend haben wir euch noch ein paar Kriterien für eine gute Forschungsfrage zusammengefasst:
Es zählt zum guten Ton in wissenschaftlichen Arbeiten (Masterarbeiten, Dissertationen, Research Papers), meist zum Ende hin, offene (Forschungs)Fragen darzustellen. Fragen, die sich einerseits aus der Literaturrecherche ergeben haben, aber keinen Platz in dieser Arbeit finden, oder auch Fragen, die sich direkt aus deiner Arbeit ergeben. Dies fördert den wissenschaftlichen Diskurs insofern, als dass wir mehr Forscher*innen die Chance geben, eine interessante Fragestellung in einem interessanten Thema bearbeiten zu können. Hier gilt (ein Klischee, aber trifft hier voll zu): Wissen zählt zu den wenigen Dingen, die sich vermehren, wenn man sie teilt!
Und ein Tipp noch: when in doubt, frag‘ doch einfach bei uns oder bei deinem*deiner Betreuer*in nach – wir helfen immer gerne!
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Wenn ihr mehr hierzu wissen möchtet, schreibt uns einfach eine Nachricht an dietmar.kappel@campus02.at (auch über LinkedIn erreichbar https://www.linkedin.com/in/dietmarkappel/) oder kontaktiert unser Department unter ms@campus02.at. Wir helfen euch sehr gerne weiter, natürlich auch wenn ihr keine Studierenden mehr seid und weitere Fragen zu dem Thema Forschungsfrage habt.
Viel Spaß beim Forschen und Schreiben,
Dietmar
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